Deutschland Nord-Süd: Flensburg - Oberstdorf  [ 23.07. – 03.08.2013 ]

Kurz vor Dänemark Großansicht öffnen

Da drüben ist Dänemark

Vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Deutschlands sind es rund 850 km – Luftlinie. Spannend, diese Entfernung mal mit dem Fahrrad auszumessen. Auf einer Tour, die von der nördlichsten Stadt, Glücksburg, zum südlichsten Ort, Oberstdorf, führte. Durch Schleswig-Holstein nach Hamburg, durch die Heide nach Hannover, das Leinetal aufwärts bis Göttingen, ab Kassel dann an der Fulda entlang zur Rhön und zum Main, über die Hohenloher Ebene zur Schwäbischen Alb, an deren Ostrand zur Donau und schließlich durch Oberschwaben bis zu den Alpen.

[ Landkarte zur Tour ]

Die Bahn bringt mich über Hamburg nach Flensburg. Dort fahr' ich am Nachmittag noch rasch auf die Halbinsel Holnis, dem nördlichsten Punkt der gesamten Tour. Hier ist D zu Ende, von der gegenüberliegenden Seite der Förde grüßt Dänemark, zum Greifen nahe. Auf der Fahrt zurück nach Flensburg bleibt noch Zeit, Glücksburg und Flensburg ein wenig anzusehen.

24.07.:  Flensburg – Schmalfeld: Ein paar kleinere Umwege, um aus Flensburg rauszukommen, dann geht es relativ zügig immer Richtung Süden. Den ganzen Tag leichter Gegenwind, heiß und trocken. In Schleswig schaue ich mir den Ort ein wenig an – alte Kirche, Schloss Gottorf. Anschließend Nebenstraßen, dann ein paar Sandwege bis zum Fliegerhorst Schleswig-Jagel. Ab da fahre ich auf dem Radweg an der Bundesstraße nach Rendsburg. Zu Mittag bin ich da und gönne mir am Marktplatz dort einen großen Salatteller. Am südlichen Stadtrand führt der Nordostseekanal vorbei, der Radweg quert ihn durch einen tief unterm Kanal liegenden Fußgängertunnel. Am anderen Ufer noch schnell ein Bild von der Eisenbahnhochbrücke, dann geht’s weiter südwärts. Über Bad Bramstedt erreiche ich Schmalfeld, mein heutiges Ziel. Die geplante Unterkunft hat heute leider Ruhetag, den Wirt erreiche ich nur telefonisch. Freundlicherweise kommt er noch vorbei und macht mir auch noch schnell was zum Abendessen.

25.07.:  Schmalfeld – Schneverdingen: Über Kaltenkirchen und Henstedt radle ich in den Speckgürtel Hamburgs, durch die Vororte zur Elbe bei Teufelsbrück. Während ich dort auf die Fähre warte, schwebt gerade eine dicke Beluga zur Landung bei Airbus ein. Imposant. Mit der Fähre fahre ich ans andere Elbufer, bei Airbus in Finkenwerder vorbei, dann ziemlich geradlinig über meist kleine Landstraßen und Wirtschaftswege südwärts. Kurz danach geht’s an die dicke Bundesstraße, die B3, mit viel Lasterverkehr. Sie folgt nahezu ideal der Nord-Süd-Richtung, und der Radweg ist relativ neu, gut asphaltiert, meist etwas abgesetzt im schattigen Wald. 25 gleichförmige Kilometer, nur hin und wieder etwas aufgelockert durch mobile Liebesdienerinnen, die in Campingbussen auf Kundschaft warten. Aber bei der Hitze heute scheint wenig zu laufen, alle winken mir freundlich zu (oder amüsiert über den Beknackten, der die B3 entlang radelt). Kurz vor Schneverdingen ändert sich dann die Landschaft. War in der Nordheide hauptsächlich Wald und Landwirtschaft, kommt man nun in die „typische“ Heideumgebung – Heidekraut, Wacholderbüsche und Kiefern bewachsen den sandigen Boden. Nach ein paar Kilometern, zwischendurch ein kurzer Sandweg, bin ich in Schneverdingen, wo ich über Nacht bleibe. Zum Abendessen im Gasthof Hubertus nehme ich Heidschnuckenfilet. Sehr delikat, aber halt von der Menge so, dass ich mir auch noch einen guten Nachtisch gönnen muss. Vanilleeis auf roter Grütze.

26.07.:  Schneverdingen – Hannover: Durch die Heide fahre ich auf gut ausgebautem Radweg die Landstraße entlang nach Soltau. Da wieder auf die B3, schnurgerade von Nord nach Süd, an jedem Parkplatz der übliche Wohnwagen mit rotem Herz. Ein „Umweg“ über Bergen wurde vom Routenplaner abgeschnitten und abgekürzt, der Track führt stattdessen – teils sehr sandig – über Waldwege. Südlich von Bergen ist dann wieder Landstraße dran bis Winsen an der Aller. In Bergen-Belsen halte ich an, schau mir die Gedenkstätte an. Südlich von Winsen geht es dann durch Wald und Heide. Teilweise „unfahrbare“ Sandwege, die mein Rad aber ganz gut meistert. Irgendwo im Nichts überhole ich zwei Holländer, die sich mit E-Bikes durch die Sandwege mühen – sie schiebt gerade. So komm ich Hannover näher, noch ne Kaffeepause in Isernhagen, dann bin ich in der Stadt. Zu früh für's Hotel fahr ich noch den Welfengarten entlang an der Uni vorbei zu den Herrenhäuser Gärten. Abends treff ich Silke, die nächsten beiden Tage – Wochenende – fahren wir zusammen.

27.07.:  Hannover – Northeim: Erst mal am Maschsee vorbei, dann über einige „Rumpelstrecken“ an der Leine entlang südwärts. Zwischendurch ein wahrscheinlich sehenswertes Schloss – Marienburg. Wir begnügen uns mit einem Foto vom Tal aus . . . In Alfeld schauen wir dann bei Fagus rein – Gropius Industriebau, UNESCO Welterbe. Weiter südwärts, immer schön gegen den Wind, ist dann irgendwann Northeim, unser heutiges Ziel, erreicht.

28.07.:  Northeim – Melsungen: Südwärts auf dem Leine-Heide-Radweg an Nörten-Hardenberg vorbei bis Göttingen, das wir nur tangieren. Ab da auf kleinen Landstraßen über Rosdorf und Jühnde an die Werra nach Hann-Münden. Zum Zusammenfluss mit der Fulda, ein wenig durch die Altstadt, dann an der Fulda entlang nach Kassel. Zwischendurch kurze Rast im „Roter Kater und Graue Katze“ an der Fulda, das wir von einer früheren Tour her kennen. Silke fährt von Wilhelmshöhe wieder nach Hause, ich noch ein Stück die Fulda hoch bis Melsungen.

29.07.:  Melsungen – Karlstadt: Zwei oder drei Tage vom Main bis zum Enkel in Schwäbisch Hall? Ich entscheide mich für zwei, daher heute eine längere Strecke. Es geht die Fulda entlang auf meist guten Radwegen, mal auf einer handbetriebenen Schwebefähre über den Fluss, mal über unfahrbare Wiesenwege. So komme ich über Bebra und Bad Hersfeld nach Fulda. Vom Fuldatal bei Eichenzell quere ich ins Sinntal bei Jossa, rolle dieses abwärts bis zur Mündung in den Main bei Gemünden. Unterwegs ein Stück Kuchen in einer Bäckerei in Burgsinn – die Leute reden plötzlich fränkisch. Klar, das untere Sinntal gehört ja auch schon zu Unterfranken und nicht mehr zu Hessen. Ein paar Kilometer noch am Main entlang, in Karlstadt bleib ich dann über Nacht.

30.07.:  Karlstadt – Schwäbisch Hall: Noch ein kurzes Stück den Main entlang bis Zellingen, dann „über'n Berg“ durch kleine Dörfer auf Landstraßen und Waldwegen ins Taubertal bei Werbach. Die Tauber aufwärts über Tauberbischofsheim, Lauda, Königshofen bis Bad Mergentheim. Von dort Wechsel ins nächste Tal, nur kurz die Jagst entlang, dann ins Kochertal bei Künzelsau. Auf dem Kochertalradweg ohne größere Steigungen, dafür mit gewissen „Umwegen“ aufgrund der Flussschleifen, über Kocherstetten und Braunsbach, unter der großen Autobahnbrücke durch komme ich nach Schwäbisch Hall, wo ich am späten Nachmittag bei Claudia, Carsten und David eintreffe.

31.07.:  Schwäbisch Hall – Heidenheim: Weiter das Kochertal aufwärts, der Kochertalradweg ist teilweise ganz schön hügelig, kann über einige Strecken wohl auch nicht direkt am Fluss entlang geführt werden. Ab Gaildorf ist der Radweg dann ziemlich nah am Kocher, man kommt zügig voran. An der Burg Niederalfingen vorbei fahre ich nach Aalen und weiter über Oberkochen, Königsbronn nach Heidenheim, meine alte Heimat, wo ich über Nacht bleibe.

01.08.:  Heidenheim – Görisried: Am Vorabend hatte ich noch einen alten Bekannten angerufen, der in Görisried wohnt; er ist zu Hause. So will ich heute bis dorthin. Ich fahre die Brenz entlang über Herbrechtingen, Giengen, Brenz, Sontheim, Gundelfingen, an der Mündung in Faimingen vorbei bis Lauingen. Dort über die Donau und zunächst etwas planlos südwärts. In der Ferne das AKW Gundremmingen, in Burgau macht es etwas Mühe, über die Autobahn zu kommen. Irgendwo sehe ich schließlich einen Hinweis auf den Mindeltal-Radweg, der für mich recht günstig verläuft. Ich wechsle dorthin und fahre – meist am Bach entlang – hauptsächlich auf kleinen ungeteerten Waldwegen bis Mindelheim. In Bayersried geht es dann wieder auf die Landstraße, durch die wunderschöne, nur leicht hügelige Voralpenlandschaft des Allgäus bis Görisried.

02.08.:  Görisried – Oberstdorf: Weiter durch die hügeliger werdende Allgäulandschaft am Grüntensee vorbei, über Kranzegg und Rettenberg nach Sonthofen, wo ich diese Nacht bleiben will. Am Nachmittag radle ich noch nach Oberstdorf, dort ins Rappenseetal zum südlichen Ende Deutschlands.

03.08.:  Sonthofen – Memmingen: Da ich die Bahnreservierung nicht tauschen kann, habe ich noch einen Tag über, fahre den Illerradweg entlang bis Memmingen und habe dort Zeit für eine ausgiebige Besichtigung der schönen Altstadt. Am nächsten Tag geht es dann mit der Bahn über Ulm, Stuttgart, Mainz, Köln, Essen, Dortmund nach Os zurück.